Der Akademiker Walter Benjamin auf Capri
Vom Akademiker Walter Benjamin ist im Kontext seines Capri-Aufenthalts selten genauer die Rede. Dabei tritt er die Reise an, um der Lähmung durch die deutschen (universitären) Verhältnisse zu entkommen und in einer freieren Atmosphäre unbelastet und ungestört an seiner Habilitationsschrift über das barocke Trauerspiel arbeiten zu können. Der Besuch des Internationalen Kongresses für Philosophie in Neapel wird zum desillusionierenden Auftakt seines Italien-Aufenthalts und bekräftigt die seit der Studienzeit bestehenden Vorbehalte gegen das etablierte Wissenschaftssystem. Aber auch die Arbeitssituation auf Capri löst nicht alle Erwartungen ein. Der Vortrag beleuchtet die spezifischen Probleme, aber auch die Optionen und Chancen, die das Leben auf der Insel mit sich bringt. Für die Arbeit am Trauerspielbuch birgt es neue Hürden und Hindernisse. Zugleich erlaubt es aber auch durch die räumliche Distanz eine wachsende Distanzierung vom akademischen Establishment, eine Lockerung strenger Regeln und eine ungewohnte Freiheit in sachlicher wie methodischer Hinsicht. Das Trauerspielbuch wäre ohne Capri undenkbar.
The academic Walter Benjamin on Capri
The academic Walter Benjamin is rarely discussed in detail in the context of his stay in Capri. He sets out on the trip to escape the paralysis caused by the German (university) situation and to be able to work on his habilitation thesis on the Baroque tragedy in a freer atmosphere without stress and without disruption. The visit to the International Congress for Philosophy in Naples becomes the disillusioning start to his stay in Italy and reinforces the reservations against the established academic system that he has developed since his student days. But the working situation on Capri does not meet all expectations either. The lecture sheds light on the specific problems, but also the options and opportunities that life on the island brings with it. It presents new hurdles and obstacles for the work on the tragedy book. But the distance also allows a growing distance from the academic establishment, a relaxation of strict restrictions and an unusual freedom in both factual and methodological terms. The tragedy book wouldn’t be thinkable without Capri.