Heinrich Kaulen


Der Akademiker Walter Benjamin auf Capri 
Vom Akademiker Walter Benjamin ist im Kontext seines Capri-Aufenthalts selten genauer die Rede. Dabei tritt er die Reise an, um der Lähmung durch die deutschen (universitären) Verhältnisse zu entkommen und in einer freieren Atmosphäre unbelastet und ungestört an seiner Habilitationsschrift über das barocke Trauerspiel arbeiten zu können. Der Besuch des Internationalen Kongresses für Philosophie in Neapel wird zum desillusionierenden Auftakt seines Italien-Aufenthalts und bekräftigt die seit der Studienzeit bestehenden Vorbehalte gegen das etablierte Wissenschaftssystem. Aber auch die Arbeitssituation auf Capri löst nicht alle Erwartungen ein. Der Vortrag beleuchtet die spezifischen Probleme, aber auch die Optionen und Chancen, die das Leben auf der Insel mit sich bringt. Für die Arbeit am Trauerspielbuch birgt es neue Hürden und Hindernisse. Zugleich erlaubt es aber auch durch die räumliche Distanz eine wachsende Distanzierung vom akademischen Establishment, eine Lockerung strenger Regeln und eine ungewohnte Freiheit in sachlicher wie methodischer Hinsicht. Das Trauerspielbuch wäre ohne Capri undenkbar.