Ich möchte zeigen, inwiefern die Kunstkritik, die Adorno in seinem Essay “Schubert” entfaltet, Anleihen bei einer vom Vesuv inspirierten vulkanischen Bildsprache und gleichzeitig bei Benjamins Trauerspielbuch nimmt. In Anbetracht mit Adorno, dass dies sein erstes wichtiges philosophisches Werk ist, werde ich nur kurz auf die musikwissenschaftliche Bedeutung des Textes eingehen und mich hauptsächlich mit der Auffassung der Kunstkritik befassen, die auf einer neu begründeten Erkenntnistheorie beruht und die darauf abzielt, einer Subjektivität ihren Platz einzuräumen, die sich der Materialität des Werks widmet und von der Souveränität des Interpreten befreit wird. Die adornische Verwendung verschiedener Motive (Idee, Konstellation; Intention; Trauer, Allegorie) von Benjamins verweigerter Habilitation ermöglicht es, ein Verständnis der an die Naturgeschichte gebundenen „erstarrten Urlandschaft“ zu entfalten, ausgehend von einer Gegenüberstellung zwischen der demiurgischen Produktion des Materials und dessen kontemplativen Sammlung.
Adorno’s Schubert. Art Criticism on the Edge of the Vesuvius Crater
I would like to show the extent to which the art criticism that Adorno develops in his essay Schubert borrows from a volcanic imagery inspired by Vesuvius and, at the same time, from Benjamin’s Trauerspielbuch. Considering with Adorno that this is his first important philosophical work, I will only briefly discuss the musicological significance of the text and will mainly deal with the conception of art criticism based on a newly founded epistemology, which aims to give place to a subjectivity dedicated to the work materiality and liberated from the sovereignty of the interpreter. The Adornian use of various motifs (idea, constellation; intention; mourning, allegory) from Benjamin’s denied habilitation makes it possible to develop an understanding of the “petrified primordial landscape” bound to natural history, based on a juxtaposition between the demiurgic production of the material and its contemplative recollection.